Arno Auer ist ein Stadtgesicht aus Hannover, das ihr kennen müsst. Zum Einen ist Arno als Kaffeeröster mit seiner Kaffeerösterei Wood Grouse Coffee selbstständig und zum Anderen ist er gemeinsam mit seinem Partner Janis Kaiser Inhaber des Third Wave Cafés „V17“. Arno lebt für guten und fair produzierten und gehandelten Kaffee. Ich habe Arno in seine Café getroffen, um mehr über ihn zu erfahren.
Wie bist du dazu gekommen mit Wood Grouse Coffee deine eigene Kaffeerösterei zu gründen?
„Schon immer war es mir wichtig, besonders guten Kaffee zu trinken. Bereits vor 15 Jahren fing ich an mich mit der Kaffee-Thematik näher auseinander zu setzen. Ich wollte auch zu Hause einen guten Espresso trinken. Die Maschine, die er dafür brauchte, lag aber über meinem Budget. Meine Idee war daher mir eine defekte Kaffeemaschine zu kaufen und diese so zu reparieren, dass sie wieder nutzbar ist. Dadurch habe ich die Mechanik dahinter verstanden und die Liebe zu gutem Kaffee wuchs.“
Arno kommt aus der Kunstszene, er hat Fotografie und Kunst studiert und lange Zeit als Künstler gearbeitet. Idee war es ein zweites Standbein neben seiner Kunst zu haben. Die Kaffeeliebe war da, gleichzeitig ist Arno ein sehr politischer Mensch. Er ist gegen Ungerechtigkeiten in der Welt und ihm ist das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig. Arno sah eine Chance beides zu verbinden.

Foto Credit: Susanne Immer / milas-deli
Eine Kaffeerösterei, die einhundertprozent transparent arbeitet, von Anfang an.
Arno Auer – Wood Grouse Coffee
Ende 2017 gründete Arno „Wood Grouse Coffee“, eine von Hannovers ersten Specialty Coffee Röstereien. Ihm ist es wichtig, dass ganz klar ist, wo sein Kaffee her kommt, dass für den Kaffee auch entsprechende Preise gezahlt werden, von denen der Bauer gut leben kann. Wichtig ist es Arno, dass der Kunde alles transparent über seine Website nachvollziehen kann.
„Wer ist mein Importeur, was hat der Importeur im Herkunftsland gezahlt. All das in einsehbar. Ich lege die komplette Herstellungskette offen, sodass die Preiszusammenstellung komplett transparent für meine Kunden ist.“
Arno Auer – Wood Grouse Coffee
Arno Auer röstet gemeinsam mit Ricus Aschemann, dem Inhaber des Panama Kaffee in der List. Ricus ist ein sehr guter Freund von ihm. Nur so war es Arno möglich seine Rösterei zu starten. Design, Internetseite etc. gestaltet Arno alles selbst, quasi eine One-Man-Show mit vielen Freunden und Helfern, ohne die es nicht gehen würde. Gerade in der Startphase wäre es ohne diese Unterstützung nicht gegangen. Aus dem zweiten Standbein zu Beginn wurde schnell seine Haupttätigkeit. Gerade durch seine besondere Art zu rösten wurde Arno in Hannover schnell bekannt.
Was machst du anders als andere Kaffeeröstereien?
Der größte Unterschied ist vor allem meine komplette Transparenz, die sehr hohe Qualität des Rohkaffees und dass ich hell röste. Durch diese Art der Röstung bleiben die natürlichen Aromen des Kaffees möglichst unverfälscht, es entstehen keine Bitterstoffe wie bei der dunkleren Röstung und der Eigengeschmack der Kaffeebohne bleibt erhalten.
Die hohe Qualität des Kaffees und Kaffee zu einem wahren Genuss zu machen ist Arno besonders wichtig neben der völligen Transparenz.


Wie kam es, dass du das Café V17 übernommen hast?
Im September 2018 haben Arno Auer und Janis Kaiser das Lokal von Vorbesitzer Tobias Giese übernommen. Die eigene Gastronomie war ein reiner Zufall. Gerade perfekt für Arno, da der Zugang zum Kunden für seinen selbst gerösteten Kaffee so einfacher wurde. Nur die Kaffeerösterei selbst hätte sich auf Dauer auch gar nicht getragen. Der reine Vertreib über den Online-Shop hätte nicht gereicht. In einem Café hingegen sieht man seine Kunden täglich und ist viel näher dran.
Tobias Giese hat den Laden vor 4 1/2 Jahren eröffnet. Das Café war bereits als erstes Café mit Third Wave Coffee in Hannover bekannt. Da es Tobias nach Hamburg zog, ergab sich die Übernahme durch Arno Auer und Janis Kaiser, der bis dahin bereits angestellt war im Café in der Deisterstraße. Einig waren sich die zwei von Anfang bei den wichtigsten Punkten: Die Relevanz der Nachhaltigkeit, die politische Einstellung und die Idee, dass das V17 mehr ist als nur ein Café. Das V17 ist ein Ort von gewissen Begegnungen, die beiden ziehen ein ein gewisses Klientel an, dass sich mit der Kaffeethematik ganz ander auseinandersetzt.
Im V17 auch gibt es bereits einige regionalen Produkte und fast ausschließlich nachhaltig produzierte Rohstoffe. Neben dem Kaffee aus seiner eigenen Rösterei Wood Grouse Coffee gibt es Kaffee von monatlich wechselnden Gast-Röstereien zu kaufen. Dies sind die besten Röstereien Europas und der verarbeitete Kaffee ist ebenso wie bei Arno unter fairen Bedingungen und zu fairen Preisen produzierter Kaffee. Die Trink-Schokolade im Café beziehen die beiden von einem jungen Gründer aus Köln, die Milch ist vom Bauer Milch Bauer Banse, der die Milch auch vor Ort in Linden auf dem Wochenmarkt, veräußert. Auch das Brot, welches im Café angeboten wird, ist aus der Region von der Bäckerei Berner aus der List.
Was treibt dich an bei deiner täglichen Arbeit, was für ein Ziel hast du?
Ich möchte gern mehr Einfluss in der Branche haben, um noch mehr zu bewegen. Die Idee ist es, viel Geld zu verdienen, um viel Gutes zu tun. Zum Leben brauche ich nicht viel. Aber gerade in der Kaffeebranche besteht noch viel Handlungsbedarf. Ich möchte gern so groß mit meiner Kaffeerösterei werden, dass ich einen Einfluss haben kann. Für einen direkten Einkauf des Kaffees aus den Herkunftsländer, der direkten Handel mit den Kaffeebauern vor Ort ohne die Einbindung eines Importeurs, sodass der Bauer vor Ort noch mehr für seinen Kaffee bekommen kann. Dafür muss ich aber noch wachsen, um andere Mengen abnehmen zu können. Innerhalb der Branche des Third Wave Coffee tun sich bereits immer mehr kleine Röstereien dafür zusammen. Das ist eine gute Entwicklung.
Höhere Rohware bedeuten normalerweise höhere Preise im Resultat. Ich habe nicht das Ziel reich zu werden. Im V17 soll jeder einen Kaffee trinken können und sich diesen leisten können. Bei unserer Lage in Linden ist das Klientel sehr differenziert. Gerade für den Kaffee im Café ist ein bezahlbarer Preis daher wichtig. Beim Packungsverkauf muss ich die Einkaufspreise weitergeben, sodass 250 g des gerösteten Kaffees knapp 10 Euro kosten. Aber das ist ein fairer Preis für diese Kaffee und die komplette Kostenstruktur ist transparent einsehbar.
Was gefällt dir an Hannover ernsthaft gut?
An Hannover gefällt mir besonders gut, dass es Ecken gibt, die innovativer sind, als man zunächst denkt. Das beste Beispiel ist hier das „Platzprojekt“ in Hannover, eine Form von Subkultur, die selbst in Städten wie Berlin schwer zu finden ist. In Hannover hat das Platzprojekt einen großen Bereich als Experimentierfeld zur Verfügung gestellt bekommen, das ist einzigartig!
Außerdem mag ich das Ihme-Zentrum in Linden. Es ist schon wieder schön durch seine Rouge Hässlichkeit. Auch innovativ ist der Hafven in Hannover, ein Co-Working Space – ebenso ein Freiraum in und für Hannover.
Wie verbringst du gern deine Freizeit in Hannover?
Vor allem mit Fahrradfahren. Ich habe sowohl Rennräder als auch Bahn-Räder, sogenannte Fixies. Während meines Studiums habe ich bereits als Fahrrad-Courier gearbeitet, habe so sehr früh Kontakte zur Fahrrad-Courier-Szene geknüpft. In Hannover gibt es eine aktive Fahrrad-Courier/-Rennrad Szene. Einmal die Woche gibt es den so genannte „Tuesday Nightride“ in Hannover, Ausgangspunkt ist häufig die Bar des Platzprojektes. Es hat es was, nachts als Gruppe durch die Stadt zu fahren und durch diese Gruppendynamik eine Präsenz den Autofahrern gegenüber zu sein.
Die Stadt gehört uns.
Arno Auer
Das wäre auch ein Wunsch für Hannover, wie auch für viele andere Städte, den Arno hat. Eine autofreie Innenstadt. Holland macht es uns vor, in Amsterdam und vielen anderen Städten liegt der Fokus in der Verkehrsentwicklung auf den Radwegen.
Wo findest du den Kaffee von Arno?
Zu Kaufen:
Online unter: https://woodgrousecoffee.com
oder im V17 Café in der Deisterstraße 49, Hannover Linden-Süd,
täglich von 12.00-18.00 Uhr geöffnet
Zu Trinken:
Im V17, im Hafven, im Gottfrieds Feinkiosk, im Eislädchen in der List sowie im neu eröffneten Café FAIRBASE.coffee
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